Women @ FIZ: Interview mit Dr. Anna Jacyszyn

31.03.2025 — In unserem dritten Interview aus der Reihe „Women @ FIZ“, in der wir Frauen vorstellen, die in unterschiedlichen Forschungsbereichen bei FIZ Karlsruhe arbeiten, sprechen wir mit Dr. Anna Jacyszyn. Sie arbeitet als Postdoktorandin und Koordinatorin des Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Transformation of Research (DiTraRe).

Anna nimmt uns im Interview auf ihre Entwicklungsreise mit: Sie erzählt von sich als einem naturwissenschaftlich hochbegabten Mädchen, das zahlreiche Preise gewann und damit den Unwillen der Jungen in den Wettbewerben auf sich zog. Diese konnten nicht damit umgehen, dass ein Mädchen, das auch noch jünger war als sie, besser abschnitt. Eine frühe Liebe zur Astronomie und Astrophysik weckte ein Physiklehrer in ihr, und seitdem war ihr Studien- und Berufswunsch klar: „Ich werde Astrophysikerin.“

Dr. Anna Jacyszyn spricht aber auch darüber, wie das System Wissenschaft mit Frauen umgeht, die sich für eine Familie entscheiden und Mutter werden: „Ich hatte das Gefühl, das war nicht vorgesehen. ‘Wie, du hast ein Kind und trotzdem dieses Paper geschrieben?‘“ Sie erzählt, wie sie als junge Mutter mit Kind auf Konferenzen unterwegs war. „Ich wollte meine Mutterschaft nicht als Ausrede verwenden, warum ich zum Beispiel bei Präsentationen völlig übermüdet war. Dabei ist das ein vollkommen berechtigter Punkt.“

Tatsächlich ist die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie nach wie vor ein problematischer Komplex. Einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zufolge haben nur 44 % der erfolgreichen Wissenschaftlerinnen Kinder. Von diesen Müttern hat etwa die Hälfte lediglich ein Kind. Häufig entscheiden sich Wissenschaftlerinnen erst nach ihrer Promotion für eine Familiengründung, da sie negative Auswirkungen auf ihre Karriere befürchten. Dadurch wird die Familienplanung oft hinausgezögert.

In Dr. Anna Jacyszyns Fall wurde die Situation noch schwieriger: „Ich fand mich als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern wieder, und dies machte es unmöglich, weiter als Astrophysikerin tätig zu sein. Befristete Verträge, ein Forschungsfeld, das eine internationale Tätigkeit voraussetzt – all das ging nicht mehr. Ich hätte mit meinen Kindern nicht einfach in die USA oder nach Chile umziehen können.“ Und damit war für Anna ein Lebenstraum vorbei. Sie sagt ganz offen: „Es gab Momente, da habe ich es bereut, Kinder zu haben.“ Gleichzeitig betont sie aber, welche große Bereicherung ihre Kinder in ihrem Leben bedeuten. Und sie hat eine deutliche Botschaft an Frauen, die in ähnlichen Situationen sind: „Bekommt Kinder, wenn ihr wollt. Bekommt keine Kinder, wenn ihr keine wollt. Ihr könnt alles tun, aber ihr müsst nicht alles tun.“

Das vollständige Interview finden Sie auf YouTube.